Autohersteller müssen alle Käufer von Autos entschädigen, bei denen die Abgasreinigung häufiger als zulässig verringert oder abgeschaltet wird. So hat es im März der Europäische Gerichtshof entschieden. Heute hat der Bundesgerichtshof den ganzen Tag darüber verhandelt, was das für Besitzer von Skandalautos in Deutschland heißt. Es steht auf Messers Schneide. Das Gericht will sein Urteil am Montag, 26. Juni, um 12 Uhr verkünden – High noon für die Autoindustrie und Besitzer von schätzungsweise noch rund sechs Millionen Skandalautos. Es geht um Milliarden. Bisher mussten die Autohersteller nur Autos zurückkaufen, bei denen die Abgasreinigung für Fahrten jenseits des Prüfstands immer reduzierten oder abschalteten. Jetzt geht es um die Autos, wo die Motorsteuerung die Abgasreinigung je nach Temperatur, Luftdruck, Kühlmitteltemperatur, Leistunganforderung und noch einigen Faktoren mehr verringert – fast alle Autos mit Dieselmotor, die bis einschließlich der Norm Euro 6c zugelassen worden sind. Erst Autos ab Euro 6d gelten als zuverlässig sauber.
Aktuelle Urteile
Was gibt es sonst noch Neues im Abgasskandal?
Abgasreinigung herabsetzen grundsätzlich verboten. Bereits entschieden hatte der Europäische Gerichtshof: Die Abgasreinigung herabzusetzen ist nur erlaubt, wenn es zur Verhinderung eines Unfalls oder Schäden am Motor notwendig ist.
Experten denken: Es ist praktisch jede Motorsteuerung für Autos mit Dieselmotor bis einschließlich Euro 6c illegal. Alle Käufer dieser Autos können jetzt Schadenersatz fordern. Viele Schadenersatzforderungen werden auch noch nicht verjährt sein. Die Folgen des Urteils lassen sich kaum abschätzen. Zugunsten der Autoindustrie hatten die Richter in Luxemburg klargestellt: Schadenersatzansprüche um eine Entschädigung für die mit den Autos gefahrenen Kilometer abzuziehen, kann zulässig sein. Darüber müssen jetzt die Gerichte in Deutschland und den übrigen EU-Staaten entscheiden.
Bundesgerichtshof zweifelt. Die Richter am Bundesgerichtshof haben gestern den ganzen Tag lang diskutiert. Ihre Urteile zu drei Musterfällen werden Sie am Montag, 26. Juni, um 12 Uhr verkünden. Sicher ist: Es reicht eine fahrlässige Verletzung der EU-Zulassungsregeln aus, um Schadenersatzansprüche auszulösen. Ein Verschulden der Autohersteller ist zu vermuten; ein so genannter unvermeidbarer Verbotsirrtum liegt wohl nicht vor, obwohl das Kraftfahrtbundesamt die meisten Tricks der Autoindustrie ausdrücklich gebilligt hatte. Das Verwaltungsgericht Schleswig hatte das jüngst als rechtswidrig beurteilt. Unklar ist aber noch, worin genau der ersatzfähige Schaden bei einer Verletzung der EU-Zulassungsregeln besteht. Ist es wie bei der vorsätzlichen sittenwidrigen Schädigung die Eingehung des Kaufvertrags, den Autokäufer so nicht wollten? Oder ist gar kein Schaden entstanden, weil die Käufer ihre Autos ohne Einschränkung nutzen durften? Prozessbeobachtern zufolge neigen die Richter in Karlsruhe dazu, ein Recht auf einen Vertrauensschadenersatz zu sehen. Danach müssten die Autohersteller den mit der illegalen Motorsteuerung verbundenen Minderwert ausgleichen. Wie er zu bestimmen ist, blieb noch offen. Gerichte dürfen die Höhe eines Schadens nach den Regeln in der Zivilprozessordnung schätzen.
Erst mal weiter freie Fahrt. Nach Ansicht des Verwaltungsgerichts in Schleswig sind Millionen von Autos mit Dieselmotoren bis einschließlich Euro 6c illegal unterwegs. Zunächst ändert sich aber nichts. Ihre Besitzer dürfen sie wie gewohnt weiter benutzen. Bestätigen allerdings Ober- und Bundesverwaltungsgericht die Entscheidung aus Schleswig, ist im Dieselskandal wieder alles offen. Möglich ist dann ein Rückruf aller betroffener Autos mit aufwendiger Nachrüstung oder sogar die Stilllegung von Fahrzeugen. Aber: Bis es soweit wäre, werden wahrscheinlich noch Jahre ins Land gehen. Bis dahin werden viele der Skandalautos auf dem Schrott gelandet sein. Weitere Einzelheiten in der Chronik zum Abgasskandal unter 20.02.2022 sowie 04.05.2023 und 17.05.2023.
Strenge Ansagen zur Abgasreinigung. Grundlegende Ansage des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg: Die Abgasreinigung muss grundsätzlich auch im Fahrbetrieb funktionieren. Sie unterhalb oder oberhalb von häufig vorkommenden Lufttemperaturen zu reduzieren sei illegal. Erlaubt sei das nur ausnahmsweise zur Verhinderung von akut drohenden Motorschäden oder Unfällen. Weitere Einzelheiten in der Chronik zum Abgasskandal unter 15.07.2022 und unter 21.03.2023.
Abgasskandal – worum geht es?
Worin besteht eigentlich der Skandal?
Technisches Problem. Vor allem bei effizienten und leistungsstarken Turbodiesel-Motoren waren die zunehmend strengen Abgasgrenzwerte für die Hersteller zunächst nur schwer einzuhalten. Die hohe Temperatur und der Druck im Brennraum führen zu einem hohen Anteil von giftigem Stickoxid im Abgas. Der Schadstoffausstoß ließ sich zwar verringern, aber darunter litten regelmäßig Leistung, Effizienz und/oder Haltbarkeit.
Prüf-Betrug. Für die Zulassung neu entwickelter Autos war entscheidend, dass die Schadstoffgrenzwerte bei einem Prüfstandsversuch mit genau definierten Bedingungen eingehalten werden, die so im normalen Fahrbetrieb allenfalls sehr selten zusammentreffen. Offenbar branchenweit begannen die Ingenieure in der Motorentwicklung bald damit, die Maschinen so zu steuern, dass zwar im Prüfstand die Grenzwerte für den Schadstoffgehalt im Abgas eingehalten werden, andererseits aber Leistung und Effizienz im Alltag erhalten bleiben. Am Ende waren Autos mit Dieselmotor eigentlich nur bei Prüfstandsversuchen sauber und stießen sonst viel mehr giftiges Stickoxid als zulässig aus.
Verstoß gegen EU-Recht. Laut EU-Regeln für die Typzulassung darf die Abgasreinigung nur ausnahmsweise verringert oder abgeschaltet werden, wenn das zur Verhinderung von Unfällen oder Motorschäden nötig ist. So hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) geurteilt: Die Verringerung der Abgasreinigung bei Lufttemperaturen, wie sie in Europa häufig vorkommen, ist illegal, solange sie nicht akut drohende Motorschäden verhindert.
Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 14.07.2022
Aktenzeichen: C-128/20
Pressemitteilung des Gerichts
Stellungnahme des Kraftfahrtbundesamts dazuDanach ist laut Verwaltungsgericht Schleswig auch die von VW auf Geheiß des Kraftfahrtbundesamts entwickelte neue Motorsteuerung für die Skandalautos illegal.
Schleswig-Holsteinisches Verwaltungsgericht, Urteil vom 20.02.2023
Aktenzeichen: 3 A 113/18 (nicht rechtskräftig)
Verbraucheranwälte: Rechtsanwälte Remo Klinger und David Krebs, Berlin
Wer ist vom Abgasskandal betroffen?
Das ist nach wie vor noch nicht abschließend geklärt. Nach dem aktuellen Urteil des Verwaltungsgerichts in Schleswig spricht alles dafür, dass kaum ein nach den Normen Euro4 bis einschließlich Euro6c zugelassenes Auto mit Dieselmotor wirklich legal ist. Erst nach Euro6d und jüngeren Normen zugelassene Autos gelten als zuverlässig sauber.
Behörden und Gerichte tun sich schwer mit der Aufarbeitung des Skandals. Bisher hat das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg die Motorsteuerung in folgenden Autos als rechtswidrig beurteilt und die Entwicklung neuer Software angeordnet:
BMW: 11700 Autos aus der 5er und 7er-Reihe mit Dieselmotoren. Laut BMW wurde bei diesen Wagen irrtümlich eine falsche Motorsteuerung installiert.
Daimler AG: 820000 nach Abgasnorm Euro5 zugelassene Mercedes der A-, B-, C-, E-, G- und S-Klasse mit CDI-Motoren
Opel: Knapp 100000 Autos der Modellreihen Cascada, Insignia und Zafira mit Euro6-Dieselmotoren.
VW-Konzern: Fast 2,8 Millionen Autos der Marken Audi, Porsche, Seat, Skoda und VW mit 1,2-, 1,6-, 2,0-, 2,5-, 3,0 und 4,2-Liter-Turbodiesel-Motoren.
Allerdings: Auch die neu entwickelten Motorsteuerungen sind nach dem aktuellen Urteil des Verwaltungsgerichts Schleswig rechtswidrig. Die Abgasreinigung funktioniere zu oft nicht. Das Kraftfahrtbundesamt war nach Ansicht der Richter zu großzügig, als es die neuen Motorsteuerungen genehmigte. Wenn das Urteil rechtskräftig wird, müssen die Hersteller noch mal ran und wahrscheinlich entweder Katalysatoren für die Nachrüstung entwickeln oder die Autos aus dem Verkehr ziehen.
Rechte gegenüber dem Hersteller
Kann ich als Besitzer eines Autos mit illegaler Motorsteuerung Schadenersatz vom Hersteller verlangen?
Ja, meint der Europäische Gerichtshof. Er äußerte sich zu einer Klage gegen Mercedes wegen eines im März 2013 neu zugelassenen Mercedes C 220 CDI, bei dem die Motorsteuerung die Abgasreinigung unterhalb bestimmter Temperaturen reduziert. Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 21.03.2023
Aktenzeichen: C-100/21
Verbraucheranwälte: Prorights Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, MünchenDanach dürfte so ziemlich jedem Besitzer von Autos mit Dieselmotoren bis einschließlich Euro 6c Schadenersatz zustehen, wenn seine Rechte nicht inzwischen verjährt oder seine Klage rechtskräftig abgewiesen ist. Erst nach Euro 6d zugelassene Dieselmotoren sind Messungen der Deutschen Umwelthilfe zu Folge so sauber, wie es die EU-Regeln vorschreiben. Die zuvor zugelassenen Autos stießen bei Fahrten im Straßenverkehr viel mehr Stickoxid aus als im Prüfstand und als es nach den EU-Regeln zulässig war.
Möglicher Einwand deuscher Autohersteller: Das Kraftfahrtbundesamt hat einen erheblichen Teil der Motorsteuerungen genau untersucht und ausdrücklich gebilligt. Die Behörde war viel großzügiger als die Richter in Luxemburg. Im Februar hatte das Verwaltungsgericht in Schleswig auf der Grundlage der Urteile aus Luxemburg entschieden: Sogar die von VW nach Bekanntwerden des Abgasskandals im September 2015 neu entwickelten Steuerungen für die Skandalautos ist auch wieder rechtswidrig und genügt den Anforderungen der EU-Regeln nicht.
Nach Auffassung der Juristen bei test.de schließt das Schadenersatzforderungen von Autokäufern aber nicht aus. Der Irrtum über die Zulässigkeit von Mechanismen zur Reduktion der Abgasreinigung entlastet die Autoindustrie nur, wenn er sich nicht hätte vermeiden lassen. Davon kann keine Rede sein. Etliche Juristen hatten von Anfang an die Meinung vertreten: Das Kraftfahrtbundesamt hätte die Motorsteuerungen von Dieselmotoren viel strenger beurteilten müssen.
Bisher gilt laut Bundesgerichtshof: Autohersteller haften nur auf Schadenersatz, sofern sich die Führung des Unternehmens durch die illegalen Tricks in der Motorsteuerung bewusst Wettbewerbsvorteile verschafft hat, so dass das als vorsätzliche und sittenwidrige Schädigung der Käufer solcher Autos erscheint.
Was kann ich als Besitzer eines Autos mit illegaler Motorsteuerung als Schadenersatz vom Hersteller verlangen?
Sie können nach Ihrer Wahl den sogenannten kleinen oder den großen Schadenersatzanspruch geltend machen.
Kleiner Schadenersatz. Umfasst den Minderwert des gelieferten Autos im Vergleich zu einem Wagen, wie er hätte sein sollen.
Vorteil: Sie können Ihren Wagen behalten, wenn Sie das wollen.
Nachteil: Wie viel Euro der Minderwert konkret ausmacht, ist schwierig zu klären. Manche Richter schätzen einfach, andere verlangen ein teures Sachverständigengutachten, das das Prozesskostenrisiko in die Höhe treibt und schwer kalkulierbar macht.
Großer Schadenersatz. Er umfasst den ganzen Abschluss des Vertrags und gibt Ihnen ein Recht darauf, den Kaufvertrag rückabzuwickeln. Das heißt: Sie erhalten den Kaufpreis zurück. Dafür müssen Sie das Auto zurückgeben und eine Entschädigung für die mit dem Wagen gefahrenen Kilometer zahlen.Hinzu kommen jeweils Verzugs- oder zumindest Prozesszinsen. Details dazu und zur Berechnung unten in der Antwort auf die Frage: „Wie viel Zinsen muss mir der Hersteller eines Autos mit illegaler Motorsteuerung zahlen, wenn er dazu verurteilt wird, mich zu entschädigen?“.
Vorteil: Der große Schadenersatz lässt sich leicht ermitteln.
Nachteil: Sie können Ihr Auto nicht behalten.
Wie wird die Nutzungsentschädigung berechnet, die VW vom zu erstattenden Kaufpreis abziehen darf?
Die Nutzungsentschädigung für die mit dem Wagen gefahrenen Kilometer errechnen die deutschen Gerichte so: Zunächst schätzen die Richter, wie viele Kilometer der Wagen typischerweise schafft, bis er ausgemustert wird. Bei Autos mit Dieselmotor gehen die Richter meist von einer Gesamtlaufleistung von 250000 Kilometern aus, bei großen Autos setzen sie zuweilen auch 300000 oder sogar noch mehr Kilometer an.
Zur Berechnung der Nutzungsentschädigung bei Neuwagen multiplizieren Sie den Kaufpreis mit den bis jetzt gefahrenen Kilometern und dividieren das Ergebnis durch die Gesamtkilometer.
Rechenbeispiel: Sie haben spätestens am 22. September 2015 für 30000 Euro einen VW Passat 2.0 TDI neu gekauft. Jetzt zeigt der Tacho 100000 Kilometer an. Die Gesamtlaufleistung schätzt der zuständige Richter auf 300000 Kilometer. Die Nutzungsentschädigung beträgt:
30000Euro*100000km/300000km=10000Euro
Bei als Gebrauchtwagen gekauften Skandalautos rechnen Sie entsprechend: Kaufpreis mal (Kilometer jetzt minus Kilometer bei Kauf) geteilt durch (Gesamtkilometer minus Kilometer bei Kauf) = Nutzungsentschädigung.Rechenbeispiel: Sie haben spätestens am 22. September 2015 für 15000 Euro einen VW Golf 1.6 TDI mit 50000 Kilometern auf dem Tacho gekauft. Jetzt zeigt der Tacho 150000 Kilometer an. Die Gesamtlaufleistung schätzt der zuständige Richter auf 250000 Kilometer. Die Nutzungsentschädigung beträgt:
15000Euro*(150000km-50000km)/(250000km-50000km)=7500EuroNutzen Sie unseren VW-Entschädigungsrechner, wenn Sie für Ihren Fall die ungefähre Höhe der Entschädigung ermitteln wollen.
Der Europäische Gerichtshof hat es grundsätzlich gebilligt, die Erstattung des Kaufpreises um den Gegenwert der Nutzungsvorteile zu kürzen. Allerdings: Die nationalen Gerichte müssen nach Ansicht der EU-Richter in Luxemburg prüfen, ob Entschädigung noch angemessen ist, nachdem der Nutzungsvorteil angerechnet wurde. Dass Autobesitzer nach Auffassung des Bundesgerichtshofs völlig leer ausgehen, wenn ihr Wagen die von ihm typischerweise erwartete Gesamtlaufleistung erreicht hat, dürfte damit ausgeschlossen sein.
Ist auch beim „kleinen Schadenersatz“ eine Entschädigung für die mit dem Wagen gefahrenen Kilometer zu berücksichtigen?
Nein, den kleinen Schadenersatz erhalten Abgasskandalopfer unabhängig vom Kilometerstand des Wagens in voller Höhe. Einschränkung: Hat der Wagen bereits mehr Kilometer geschafft, als ursprünglich insgesamt zu erwarten waren, dann sinkt der Schadenersatz. Wieder gilt: Es kann sein, dass dies dem Europäischen Gerichtshof zu weit geht.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 24.01.2022
Aktenzeichen: VI ZR 100/21
Formel für die Berechnung:
Vom Schadenersatzanspruch (wird vom Gericht geschätzt, meist 10 bis 20 Prozent des Kaufpreises) sind abzuziehen: Kaufpreis einschließlich Umsatzsteuer / (Gesamtlaufleistung - bereits bei Kauf gefahrene Kilometer) x (Kilometerstand - Gesamtlaufleistung).
Rechenbeispiel: Gebraucht für 20000 Euro erworbenes Skandalauto mit 30000 Kilometern auf dem Tacho, Gesamtlaufleistung: 300000 Kilometer, Kilometer-Stand jetzt: 325000 Kilometer, also:
2500-(20000/(300000-30000)*(325000-300000)=433,33 Euro
Wie viel Zinsen muss mir der Hersteller eines Autos mit illegaler Motorsteuerung zahlen, wenn er dazu verurteilt wird, mich zu entschädigen?
Der jeweilige Hersteller muss Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über auf den jeweiligen Basiszinssatz auf den jeweils geschuldeten Betrag zahlen. Die Verzinsung beginnt bei korrekter Forderung ab Ablauf der dem Hersteller für die Zahlung der Entschädigung gesetzten Frist, spätestens aber am Tag der Zustellung der Klageschrift beim Konzern.
Für den großen Schadenersatz, also die Erstattung des Kaufpreises abzüglich einer Nutzungsentschädigung bei Rückgabe des Wagens, ist die Verzinsung kompliziert zu berechnen. Der Betrag, den der Hersteller schuldet, hängt vom Kilometerstand des Autos ab und ist für jeden Tag separat zu ermitteln. Dabei dürfen die Gerichte ihn ausgehend vom Anfangsstand des Tachos bei Kauf bis zu dem am Tag der letzten mündlichen Verhandlung des Fall schätzen, wenn der jeweilige Kläger keine genaueren Angaben machen kann. Sie werden dazu die durchschnittliche tägliche Fahrleistung ermitteln und daraus den jeweils geschuldeten Betrag errechnen. Es geht um erhebliche Beträge.
(Video) RÜ-Video 06/21 - DieselskandalBeispiel: Ein Mittelklassewagen, neu erworben am 1.1.2015 für 30000 Euro, die Frist für die Erstattung des Kaufpreises abzüglich der mit einer Gesamtfahrleistung von 250000 Kilometer errechneten Nutzungsentschädigung gegen die Rückgabe des Wagens endete am 1.1.2017, letzte mündliche Verhandlung des Rechtsstreits durch alle Instanzen war am 1.8.2020 bei einem Kilometerstand des Wagens von 125000 Kilometern: Die Verzugszinsen belaufen sich bei gleichmäßiger Benutzung und bei Zahlung der Entschädigung am 1.1.2021 auf insgesamt fast 3200 Euro.
Können Hersteller für den unzulässig hohen Schadstoffausstoß Ihrer Autos haftbar gemacht werden?
Anders als in den USA wird das hierzulande wohl nicht möglich sein. Allerdings sind hohe Bußgelder fällig. Als erste Behörde in der EU verhängten die Beamten in der niederländischen Autoriteit Consument & Markt eine Buße von 450000 Euro gegen VW – wegen unlauteren Wettbewerbs. Der Autokonzern habe saubere Abgase vorgetäuscht und sich zu Unrecht als umweltbewusstes und „grünes“ Unternehmen dargestellt.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig VW mit einer Milliarde Euro zur Kasse gebeten. Daimler hat 870 Millionen, Audi 800 Millionen, Porsche 535 Millionen und Bosch 90 Millionen Euro Bußgeld gezahlt.
Außerdem stehen Martin Winterkorn und vier weitere Ex-VW-Manager unter Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Winterkorn muss aus gesundheitlichen Gründen bisher noch gar nicht vor Gericht erscheinen. Das Verfahren gegen die vier weiteren Angeklagten verzögert sich aktuell wegen der Elternzeit eines der zuständigen Richter am Landgericht Braunschweig.
Was kann ich als Abgasskandalopfer unternehmen, wenn mir nach den Ansagen des Bundesgerichtshofs Schadenersatz zusteht?
Inzwischen sind die meisten Rechte wegen der Skandalautos von VW verjährt. Es bleibt aber oft noch der so genannte Restschadenersatzanspruch. Erst zehn Jahre nach Kauf des Autos geht gar nichts mehr (s. u. in der Antwort auf die Frage: „Kann ich trotz Ablauf der normalen dreijährigen Verjährungsfrist noch auf Schadenersatz klagen?“). Ansonsten beginnt die Verjährung erst, wenn Autobesitzer erfahren, dass sie einen Anspruch haben könnten.
Wann verjährt mein Recht auf Schadenersatz?
Nach deutschem Recht verjähren Forderungen auf Schadenersatz drei Jahre nach Ende des Jahres, in dem Autokäufer die Umstände erfahren, die sie zum Schadenersatz berechtigen. Entscheidend ist der Zeitpunkt, an dem sie erfahren, dass ihr Wagen womöglich mit illegaler Motorsteuerung unterwegs ist. Unabhängig von der Kenntnis der Umstände verjähren Forderungen zehn Jahre nach ihrer Entstehung. In Skandalautofällen kommt es auf den Tag an, an dem der Kaufvertrag für den Wagen geschlossen wurde.
Was muss ich tun, wenn ich Schadenersatz haben möchte?
Sie sollten zunächst selbst Schadenersatz fordern. Dabei helfen unsere Mustertexte samt ausführlicher Hinweise. Meist werden Autohersteller den Schadenersatz verweigern. Autobesitzern bleibt dann nur, rechtzeitig vor Eintritt der Verjährung rechtliche Schritte einzuleiten.
Was kann ich tun, wenn mein Autohersteller mich nicht entschädigt?
Mit Verkehrsrechtsschutzversicherung können Sie selbst einen Rechtsanwalt, möglichst mit nachgewiesenen Erfolgen im Abgasskandal, beauftragen, Ihr Recht durchzusetzen. Ohne Rechtsschutzversicherung laufen Sie Gefahr, zumindest einen Teil der Rechtsanwalts- und Gerichtskosten zahlen zu müssen. Ihnen bleibt dann noch, nach Angeboten von Prozessfinanzierern zu schauen. Die bieten an, Rechte ohne Kostenrisiko durchuzusetzen. Dafür behalten Sie einen Teil des Geldes, wenn der Autohersteller am Ende zahlt.
Was kann ich als Besitzer eines Mercedes GLK oder GLC unternehmen, für den das Kraftfahrtbundesamt Mercedes wegen illegaler Motorsteuerung zur Nachrüstung mit einer neuen Motorsteuerung gezwungen hat?
Sie können Ihre Rechte zur Musterfeststellungsklage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gegen Daimler anmelden. Das Urteil in dem Verfahren gilt dann auch für Sie. Setzt sich der vzbv durch, steht fest, dass Sie Schadenersatz bekommen. Es muss nur im Einzelfall noch geklärt werden, wie viel Geld Ihnen zusteht. Einzelheiten zur Daimler-Klage in unserem Special Musterfeststellungsklagen.
Kann ich trotz Ablauf der normalen dreijährigen Verjährungsfrist noch auf Schadenersatz klagen?
Wenn Sie Ihren Wagen als Neuwagen gekauft haben und der Hersteller den Wagen auf Ihre Bestellung hin geliefert hat, steht Ihnen über die normale Verjährung hinaus der so genannte Restschadenersatzanspruch zu. Das gilt auch, wenn Sie den Wagen als Re-Import aus einem anderen EU-Land erworben haben. Ausgeschlossen ist der Restschadenersatz über die Verjährung hinaus, wenn Händler und/oder Zwischenhändler den Wagen auf eigenes Risiko und unabhängig von Ihrer Bestellung erworben hatten. Der Restschadenersatz bringt Ihnen aber nicht den vollen Schadenersatz. VW muss nach Ablauf der normalen Verjährung nur noch das zahlen, was nach Abzug der Nutzungsentschädigung vom Preis, den der Händler an VW gezahlt hat, übrig bleibt. So hat es der Bundesgerichtshof entschieden.
Rechte gegenüber dem Verkäufer
Habe ich überhaupt Rechte gegenüber dem Verkäufer eines Skandalautos?
Händler haften bei Neuwagen zwei und bei Gebrauchtwagen mindestens ein Jahr ab Lieferung oder Übergabe für Sachmängel. Fest steht: Autos mit illegaler Motorsteuerung sind mangelhaft. Der Händler haftet, auch wenn er überhaupt nichts von der illegalen Motorsteuerung wusste. Ausgeschlossen ist die Haftung, wenn der Käufer bei Kauf wusste, dass der Wagen mit illegaler Motorsteuerung unterwegs ist.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 08.01.2019
Aktenzeichen: VIII ZR 225/17Damit haben Käufer der Autos auf jeden Fall das Recht, vom Händler Nachbesserung zu verlangen. Nachbesserung ist entweder Reparatur oder Neulieferung. Ein Recht auf vollständige Neulieferung ist auch dann nicht ausgeschlossen, wenn nach einem Modellwechsel nur das neue Modell noch verfügbar ist, auch wenn dieses etwas schneller, stärker und größer ist als das alte.
Das Recht auf Neulieferung kann aber ausgeschlossen sein, wenn sie für den Händler mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist. Wenn das neue Modell 25 oder mehr Prozent teurer als das alte ist, muss der Besitzer des Skandalautos zuzahlen, wenn er das neue Modell haben will. Er muss aber nicht den vollen Unterschied ausgleichen, sondern nur für eine Drittel der Preisdifferenz aufkommen, urteilte der Bundesgerichtshof.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 08.12.2021
Aktenzeichen: VIII ZR 190/19
Kann ich auch zurücktreten, wenn ich ein Auto mit illegaler Motorsteuerung bekommen habe?
Ja, das können Sie. Von Gesetzes wegen gilt: Verweigert der Händler die Nachbesserung oder ist diese unzumutbar, dann dürfen Käufer vom Vertrag zurücktreten oder einen Teil des Kaufpreises zurückverlangen.
Muss ich meinem Händler bei einer Reklamation die Chance geben, das Problem zu beheben?
Das ist umstritten. Einzelne Gerichte meinten: Wenn es dem VW-Konzern gelingt, das Auto nachträglich mit einer Motorsteuerung zu versehen und/oder Bauteile nachzurüsten, mit denen die Abgasgrenzwerte eingehalten werden, ist der Verkäufer raus aus der Sachmängelhaftung.
VW brauchte jedoch fast ein Jahr, bis für erste Skandalautos eine neue und nach Ansicht des Kraftfahrtbundesamts in Flensburg legale Motorsteuerung zur Verfügung stand. So lange müssen Autobesitzer nicht auf die Nachbesserung warten. Abgesehen davon ist inzwischen bekannt: Auch die von VW neu entwickelte Motorsteuerung ist illegal und war damit nicht zur Nachbesserung geeignet.
Ich will vom Kauf zurücktreten und den Kaufpreis zurückverlangen. Anrechnen lassen soll ich mir einen Betrag für meine gefahrenen Kilometer. Wie wird der berechnet?
Geht so ein Fall vor Gericht, schätzen die Richter zunächst, wie viele Kilometer der Wagen typischerweise schafft, bis er ausgemustert wird. Bei Autos mit Dieselmotor gehen sie üblicherweise von 250000 Kilometern aus, bei großen Autos setzen sie zuweilen auch 300000 oder sogar noch mehr Kilometer an.
Zur Berechnung der Entschädigung bei Neuwagen teilen Sie dann den Kaufpreis durch die Gesamtkilometer und multiplizieren den Betrag mit den bereits gefahrenen Kilometern.
Beispiel: Der Wagen hat 25000 Euro gekostet, ist 20000 Kilometer gefahren und wird wahrscheinlich insgesamt 250000 Kilometer schaffen, bis er verschrottet wird. Nutzungsentschädigung = Kaufpreis / Gesamtlaufleistung * gefahrene Kilometer = 25000 Euro / 250000 Kilometer * 20000 Kilometer = 2000 Euro. Hier müssten Sie sich 2000 Euro anrechnen lassen.
Geht es um einen Gebrauchtwagen, wird so gerechnet:
1. Zu erwartende Gesamtkilometer – bis Kauf gefahrene Kilometer = Restlaufleistung.
2. Kaufpreis x (Kilometerstand bei Rückgabe – Kilometerstand bei Kauf)/ Restlaufleistung.Beispiel: Der Wagen kostete 15000 Euro mit einem Kilometerstand von 50000. Jetzt hat er 75000 Kilometer auf dem Tacho. Erwartete Gesamtlaufleistung: 250000 Kilometer. Nutzungsentschädigung = 15000 x (75000 – 50000)/(250000 – 50000) = 1875 Euro.
Nutzen Sie unseren VW-Entschädigungsrechner, wenn Sie für Ihren Fall die ungefähre Höhe der Entschädigung ermitteln wollen.
Wann verjähren meine Rechte gegen den Händler?
Sachmangelrechte verjähren normalerweise genau zwei Jahre ab Lieferung des Autos. Bis dahin müssen Käufer eigentlich gerichtliche Schritte eingeleitet oder den Rücktritt vom Vertrag erklärt haben.
Wie kann ich die Verjährung stoppen?
Sie können entweder rechtzeitig vor Ablauf der Verjährung gerichtliche Schritte einleiten oder eine staatlich anerkannte Gütestelle einschalten. Haben Sie einen Gebrauchtwagen gekauft, können Sie in der Regel auch die für Ihren Wohnort zuständige Kfz-Schiedsstelle anrufen.
Habe ich als Käufer eines Gebrauchtwagens mit illegaler Motorsteuerung die gleichen Rechte wie der Erstbesitzer?
Handelt es sich um eine Privatverkauf, kommt es darauf an, ob die Sachmängelhaftung wirksam ausgeschlossen war. Falls ja, gehen Sie leer aus. Ansonsten haftet der Verkäufer. Ausgeschlossen ist die Sachmangelhaftung allerdings, wenn Sie den Mangel zum Zeitpunkt des Kaufs kannten. Dann haftet der Verkäufer dafür nicht.
Sie können sich dessen Rechte gegen den Vorverkäufer und den Hersteller aber problemlos abtreten lassen und sollten das möglichst auch tun. Muster für eine Abtretungserklärung:
Hiermit trete ich als Verkäufer des gebrauchten Wagens (Typ, Fahrgestellnummer) alle meine Rechte gegen
a) den Vorverkäufer (Autohaus XY) und
b) den Hersteller
an den Käufer (Name, Anschrift) ab. Der Käufer des Wagens nimmt diese Abtretung an.
Unterschriften Käufer und VerkäuferAuch Dritt- oder Viertbesitzer des Wagens können so Inhaber der Rechte gegen Neuwagenverkäufer und Hersteller werden. Sie müssen jedoch eine lückenlose Kette von Abtretungserklärungen vorlegen können. Die Abtretung kann auch nachträglich noch vereinbart werden.
Rechte von Leasingnehmern
Was muss ich beachten, wenn ich ein Skandalauto geleast habe?
Als Leasingnehmer müssen Sie im Abgasskandal besonders vorsichtig sein. Der Leasinggeber tritt Ihnen die Sachmangelrechte gegen den Verkäufer ab. In der Regel sind Sie verpflichtet, Sachmangelrechte konsequent geltend zu machen. Versäumen Sie das, können Sie dem Leasinggeber gegenüber für den skandalbedingten Wertverlust des Wagens verantwortlich sein.
(Video) Examens- und klausurrelevante Rechtsprechung im Zivilrecht: Der Dieselskandal!Sobald Sie etwa durch eine Aufforderung zur Nachrüstung erfahren, dass Ihr Wagen möglicherweise mit einer illegalen Motorsteuerung versehen ist, sollten Sie sofort beim Leasinggeber nachfragen, wie Sie sich verhalten sollen und auf einer verbindlichen Antwort bestehen. Auf der sicheren Seite sind Sie sonst nur, wenn Sie mögliche Sachmangelrechte wegen des Abgasskandals unverzüglich geltend machen.
Möglicher Ausweg: Leasingverträge mit unzureichender Belehrung über das Widerrufsrecht oder nicht korrekten Verbraucherinformationen können auch Jahre nach Abschluss noch widerruflich sein. Mehr dazu in unserer Meldung Kreditwiderruf bringt Chance auf Rückgabe.
Rechte von Autokreditnehmern
Was ändert sich, wenn ich mein Skandalauto mit einem vom Händler vermittelten Autokredit bezahlt habe?
Die Verbraucherinformationen zu fast allen ab 14. Juni 2010 geschlossenen Autokreditverträgen sind fehlerhaft. Solche Verträge können Kreditnehmer auch Jahre nach Vertragsschluss widerrufen, wenn die Autobank wie häufig geschehen von den gesetzlichen Mustertexten zur Information ihrer Kunden abgewichen ist. Hat den Kreditvertrag der Autohändler vermittelt, führt der Widerruf des Kreditvertrags dazu, dass auch der Autokauf rückabzuwickeln ist. Das dürfte oft leichter durchzusetzen sein als Sachmangelrechte oder Schadenersatzansprüche.
Für ab 13. Juni 2014 abgeschlossene Kreditverträge gilt jedenfalls nach Ansicht von Verbraucheranwälten sogar: Nach Widerruf dürfen Sie den Wagen zurückgeben ohne eine Entschädigung für die gefahrenen Kilometer zu zahlen. Detaillierte Tipps und einen Mustertext für den Widerruf finden Sie in unserer Meldung Autofinanzierung: Kreditwiderruf bringt Chance auf Rückgabe.
Grundsatzurteile zum Abgasskandal
Wie hat der Bundesgerichtshof (BGH) über den VW-Skandal geurteilt?
Das oberste deutsche Zivilgericht hat VW wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung dazu verurteilt, Käufer von Autos mit Turbodieselmotor vom Typ EA189 zu entschädigen. Sie erhalten den Kaufpreis zurück, müssen sich aber den Abzug einer Entschädigung für die mit dem Wagen gefahrenen Kilometer gefallen lassen.
Hat der Wagen bereits so viele Kilometer gefahren, wie beim Kauf von ihm zu erwarten waren, dann bekommen Skandalautobesitzer nichts mehr. Wurden Skandalautos auf Kredit finanziert, hat VW auch dafür gezahlte Zinsen und sonstige Finanzierungskosten wie etwa den Beitrag für eine Restschuldversicherung zu ersetzen.
Zinsen stehen VW-Skandalopfern aber nicht zu, urteilten die Richter am Bundesgerichtshof. Erst wenn VW mit der Erstattung des Kaufpreises abzüglich Nutzungsentschädigung in Verzug geraten ist oder Skandalautobesitzer oder ihre Anwälte Klage erhoben haben, sind Zinsen fällig.
Leer gehen Käufer von Skandalautos aus, wenn sie ihren Wagen erst gekauft haben, nachdem bekannt war, dass er mit einer illegalen Motorsteuerung versehen ist. Käufer von VW mit EA189-Dieselmotoren bekommen keinen Schadenersatz, wenn sie den Kaufvertrag über den Wagen nach Bekanntwerden des Skandals am 22. September 2015 abgeschlossen haben.
VW habe sein Verhalten durch die Erklärungen zum Abgasskandal soweit geändert, dass es nicht mehr als vorsätzliche sittenwidrige Schädigung von Käufern der Skandalautos erscheine, begründete der Bundesgerichtshof sein Urteil.
Wie begründen die Bundesrichter ihre Urteile?
Vorsatz. VW habe Käufer der Skandalautos vorsätzlich und sittenwidrig geschädigt, indem das Unternehmen vortäuschte, dass die leistungsstarken und effizienten Dieselmotoren vom Typ EA189 gleichzeitig auch so sauber und umweltfreundlich wie vorgeschrieben sind. Schon der Kauf eines solchen Wagens stelle einen Schaden dar, weil die Behörden wegen der illegalen Steuerung des Motors den Betrieb untersagen können.
Es sei davon auszugehen, dass die VW-Führung Bescheid wusste, argumentierten die Bundesrichter in Karlsruhe weiter. VW hatte stets erklärt: Es werde noch untersucht, wer genau die Machenschaften zu verantworten hat und was die VW-Führung davon wusste. Das reichte nicht, um eine Verurteilung zu verhindern.
Nur wenn VW lückenlos hätte erklären können, dass untergeordnete Mitarbeiter verantwortlich sind und den nach dem Aktiengesetz verantwortlichen Topmanagern kein Vorwurf zu machen ist, hätte nicht das Unternehmen, sondern lediglich direkt verantwortliche Mitarbeiter Schadenersatz wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung zahlen müssen.
Nutzungsentschädigung. Käufer von Skandalautos erhalten aber nicht den vollen Kaufpreis zurück. Sie müssen eine Entschädigung für die mit dem Wagen gefahrenen Kilometer zahlen. Es gehe darum, Schäden auszugleichen und nicht, den Schädiger zu bestrafen und Opfer besser zu stellen, als sie bei korrektem Verhalten von VW gestanden hätten. Deshalb haben Skandalopfer kein Recht darauf, den vollständigen Kaufpreis zurückzubekommen, obwohl sie den Wagen jahrelang und zum Teil viele Hunderttausend Kilometer weit gefahren sind.
Wie die Nutzungsentschädigung genau zu berechnen ist, erklären wir oben (siehe Frage „Wie wird die Nutzungsentschädigung berechnet, die VW vom zu erstattenden Kaufpreis abziehen darf?“).
Zinsen. Ein Recht auf Verzinsung des Kaufpreises stehe VW-Skandalopfern nicht zu, weil sie ihre Autos genau wie vorgesehen nutzen konnten. Nur wenn die Behörden die Skandalautos tatsächlich aus dem Verkehr gezogen hätten, stünde den Besitzern ein Recht auf Verzinsung des Kaufpreises zu, argumentierten die Bundesrichter.
Kläger erhalten allerdings zumindest so genannte „Prozesszinsen“ und oft auch Verzugszinsen. Spätestens ab Zustellung der Klageschrift und oft auch ab Ablauf der VW für die Erstattung des Kaufpreises abzüglich Nutzungsentschädigung gesetzten Frist muss VW Zinsen in Höhe von fünf Punkten über dem Basiszinssatz auf den jeweils geschuldeten Betrag zahlen.
Die Berechnung ist kompliziert. Die Gerichte müssen die Zinsen für jeden Tag einzeln ermitteln (siehe Frage „Unterstellt, ich habe ein Anrecht auf Schadenersatz: Was kann ich dann vom Hersteller verlangen?“.
Was ist mit Zinsen, die Skandalautobesitzer bei der Finanzierung ihres Wagens gezahlt haben?
Wenn der Autohersteller Besitzer des Wagens wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung zu entschädigen hat, muss er auch Finanzierungskosten einschließlich oft sehr teurer Restschuldversicherung ersetzen. Das hat der Bundesgerichtshof inzwischen bestätigt. Die Käuferin eines gebrauchten Golf TDI erhält jetzt zusätzlich 3275,55 Euro, die sie an Zinsen für die Autofinanzierung sowie für eine Restschuldversicherung gezahlt hatte. Schon Landgericht und Oberlandesgericht Köln hatten zugunsten der Golf-Fahrerin geurteilt.
Landgericht Köln, Urteil vom 19.07.2019
Aktenzeichen: 16 O 406/18
Oberlandesgericht Köln, Urteil vom 19.02.2020
Aktenzeichen: 27 U 52/19
Bundesgerichtshof, Urteil vom 13.04.2021
Aktenzeichen: VI ZR 274/20
Verbraucheranwälte: Baumeister Rosing Rechtsanwälte, Berlin/Esslingen
Was hat der Bundesgerichtshof (BGH) zur Verjährung entschieden?
Die Ersatzansprüche von Skandalautobesitzern wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung verjähren drei Jahre nach Ende des Jahres, in dem sie vom Abgasskandal und der möglichen Verstrickung ihres Wagens darin erfahren haben.
Ansprüche gegen VW wegen Autos mit EA189-Motoren sind damit oft bereits am 31.12.2019 verjährt. Genauer als bereits 2015 bekannt, mussten betroffene Autobesitzer nicht Bescheid wissen, damit die Erhebung der Schadenersatzklage gegen VW zumutbar ist, und deshalb die Verjährung beginnt. Laut Bundesgerichtshof ist davon auszugehen, dass Besitzer von Skandalautos spätestens irgendwann im Laufe des Jahres 2016 wussten oder wissen mussten, dass sie womöglich ein Recht auf Schadenersatz haben.
Anmeldungen zur VW-Musterfeststellungsklage nach Jahresbeginn 2019 haben die Verjährung von Schadenersatzforderungen noch rechtzeitig gestoppt, auch wenn die Verjährungsfrist zu diesem Zeitpunkt schon abgelaufen war. Die Anmeldung wirkt auf den Zeitpunkt der Erhebung der Musterfeststellungsklage am 1. November 2018 zurück.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 29.07.2021
Aktenzeichen: VI ZR 1118/20
Gelten die bisherigen BGH-Urteile auch für andere Skandalauto-Besitzer?
Nein, jedes Urteil gilt direkt nur für den einen Fall, den die Richter beurteilt haben. Richter, die über andere VW-Skandalfälle zu entscheiden haben, sind daran nicht gebunden.
Allerdings: Wollen Gerichte die entscheidenden Rechtsfragen anders als der Bundesgerichtshof beurteilen, müssen sie zur Sicherung der Einheitlichkeit der Rechtsprechung Rechtsmittel zulassen. Der Fall würde dann letztlich wieder beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe landen.
Der BGH würde solche Urteile wegen Rechtsfehlern aufheben, soweit er Fälle bei gleicher Sachlage anders beurteilt hat als die Vorinstanzen. Die Land- und Oberlandesgerichte beachten deshalb in aller Regel die Vorgaben der Bundesrichter in Karlsruhe.
Wie sieht der Europäische Gerichtshof (EuGH) den Abgasskandal?
Die Richter am EuGH in Luxemburg haben geurteilt: Eine illegale Abschalteinrichtung liegt auch dann vor, wenn für Prüfstandbedingungen die Abgasreinigung gegenüber Fahrten im normalen Straßenverkehr verbessert wird. Das gilt auch, wenn die Abgasreinigung auch dann korrekt funktioniert, wenn bei normalen Fahrten im Einzelfall zufällig die Prüfstandbedingungen vorliegen.
Zentrale Ansage der EuGH-Richter: „Die Verordnung Nr. 715/2007 verbietet ausdrücklich die Verwendung von Abschalteinrichtungen, die die Wirkung von Emissionskontrollsystemen unter normalen Nutzungsbedingungen verringern.“ Dabei ist egal, ob es um physische Bauteile oder Software geht, ob der Ausstoß von Schadstoffen durch Einfluss auf den Verbrennungsvorgang wie etwa bei der Rückführung von Abgasen oder nachträglich durch Einspritzung von AdBlue in die Abgase reguliert wird.
So oder so handele es sich um ein Emissionskontrollsystem, das im normalen Fahrbetrieb genau so aktiv sein muss wie bei den Prüfstandsfahrten. Auch erhöhter Verschleiß oder zusätzlicher Wartungsaufwand rechtfertigen es nicht, die Abgasreinigung zu verringern oder abzuschalten oder umgekehrt nur für Prüfstandbedingungen die Abgasreinigung zu verbessern.
Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 17.12.2020
Aktenzeichen: C-693/18Die strenge Haltung haben die Richter in Luxemburg später bekräftigt. Sie halten auch die von VW nach Bekanntwerden des Abgasskandals neu entwickelte Motorsteuerung für illegal, obwohl das Kraftfahrtbundesamt diese Motorsteuerung gebilligt hatte.
Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 14.07.2022
Aktenzeichen: C-128/20
Pressemitteilung des GerichtsDer Europäische Gerichtshof hat außerdem geurteilt: Käufern von Autos mit illegaler Motorsteuerung steht auch dann Schadenersatz zu, wenn dem Hersteller keine vorsätzliche und sittenwidrige Schädigung zur Last fällt. Schon der nur fahrlässige Verstoß gegen die EU-Zulassungsregeln führt dazu, dass Autohersteller die Käufer der Wagen entschädigen müssen.
Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 21.03.2023
Aktenzeichen: C-100/21
Verbraucheranwälte: Prorights Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, MünchenTechnischer Hintergrund: Der Schadstoffausstoß von Autos für die Typzulassung war zu messen, in dem auf dem Prüfstand eine Fahrt mit exakt festgelegten Bedingungen simuliert wurde. Dabei waren Geschwindigkeit und Beschleunigung viel geringer als im normalen Fahrbetrieb üblich. Unter diesen Bedingungen war es möglich, die damals vorgeschriebenen Grenzwerte durch Rückführung eines Teils der Abgase in den Ansaugtrakt einzuhalten. Dadurch verringert sich die Menge an zündfähigem Gemisch im Zylinder und sinken damit Druck und Temperatur im Motor und entsteht weniger Stickoxid. Allerdings sinkt auch die Leistung und erhöht sich der Verschleiß.
Später bei Euro6-Motoren eingesetzte SCR-Katalysatoren funktionierten im Prinzip auch bei höheren Drehzahlen und Temperaturen, verbrauchten dann aber viel AdBlue. Wartungsaufwand und Verschleiß nahmen ebenfalls zu. Die Autohersteller verringerten deshalb bei Bedingungen jenseits der Prüfstand auch gern die Einspritzung von AdBlue und nahmen einen erhöhten Stickoxid-Ausstoß in Kauf.
Rechtsschutz und Sammelklagen
Ich besitze ein Auto mit EA189-Motor, habe aber bisher nichts unternommen. Kann ich die Verjährung von möglichen Schadenersatzforderungen gegen VW noch stoppen oder ist es zu spät?
Schadenersatzforderungen gegen VW sind seit 1. Januar 2019 verjährt, wenn Sie bereits 2015 erfahren haben, dass Ihr Wagen vom Abgasskandal betroffen ist und sie nichts unternommen haben, um die Verjährung zu stoppen. So hat es der Bundesgerichtshof entschieden. Nach Bestellung von Autos beim Hersteller bleibt der so genannte Restschadenersatzanspruch. Er verjährt erst genau zehn Jahre nach Kauf des Wagens.
Beispiel: Ich habe die Bestellung für meinen Wagen bereits am 20.07.2013 beim örtlichen Vertragshändler unterschrieben. Mein Recht auf Schadenersatz wegen eines Autos mit V6-TDI-Motor, von dem im Laufe des Jahres 2020 bekannt wurde, dass die Motorsteuerung illegal war, verjährt dann am 20.07.2023 um 24 Uhr und nicht erst am 31.12.2023.
Was gilt, wenn ich meine Rechte damals zur Musterfeststellungsklage des vzbv gegen Mercedes angemeldet habe?
(Video) Prozesse gegen Bratwursthersteller- Wir reagierenDie Teilnahme an der Musterfeststellungsklage stoppt die Verjährung rückwirkend zur Erhebung der Klage am 7. Juli 2021. Wann genau sich Besitzer betroffener Mercedes-Modelle über das Bundesjustizamt angemeldet haben, spielt keine Rolle.
Welches Risiko gehe ich ein, wenn ich ohne Rechtsschutzversicherung gegen der Hersteller klage?
Sie brauchen genug Geld für die üblichen Vorschüsse für die Rechtsanwaltshonorare und die Gerichtskosten und Sie verlieren das Geld, wenn Ihre Klage abgewiesen wird. Zusätzlich müssen Sie dann noch für die Anwälte des Autoherstellers zahlen. Maßgeblich für Gerichts- und Anwaltskostenvorschuss ist der Streitwert. Der liegt mindestens beim Kaufpreis des Autos abzüglich der Entschädigung für die mit dem Wagen gefahrenen Kilometer.
Unser Rechner liefert einen Überblick über das Prozesskostenrisiko und den üblichen Vorschuss auf Anwaltshonorare und Gerichtskosten.
Was kann ich tun, wenn ich mir den Vorschuss für Anwaltshonorar und Gerichtskosten nicht leisten kann?
Sie können einen Prozesskostenfinanzierer einschalten. Aktuell kostet das allerdings, soweit wir wissen, eine Provision in Höhe von mindestens 17 Prozent der Summe, die der Autohersteller am Ende zahlt. Von 20000 Euro bleiben also bestenfalls 16600 Euro für Sie übrig.
Je nach Zeitwert Ihres Wagens kann es sein, dass eine Prozesskostenfinanzierung für Sie keinen Sinn hat. Mit unserem Rechner: Prozesskostenfinanzierung können Sie prüfen, was in Ihrem Fall zu erwarten ist.
Kann ich als Eigentümer eines Skandal-Autos mit Unterstützung der Behörden rechnen?
Da können wir Ihnen nur wenig Hoffnung machen. Das Kraftfahrtbundesamt ist dafür zuständig, dass Autos sicher sind und den Umweltschutz-Vorschriften entsprechen. Die Behörde vertritt nicht die Interessen von Autobesitzern.
Im Gegenteil scheint es so, als betreibe die Behörde eher Wirtschaftsförderung als Verbraucher- und Umweltschutz. Sie hat über Jahre hinweg alle Hinweise zur Überschreitung der Grenzwerte für den Stickoxid-Ausstoß übergangen und wurde erst tätig, nachdem die Behörden in den USA den Abgasskandal bereits aufgedeckt hatten.
Offenbar im Einverständnis mit der Bundesregierung geht sie auch nach Bekanntwerden des Skandals ausgesprochen nachsichtig mit VW und den übrigen Autoherstellern um. So hält sie die Zulassung der Skandalautos für wirksam, obwohl nachträgliche Änderungen nach der Straßenverkehrszulassungsordnung zum sofortigen Erlöschen der Zulassung führen. Warum das nicht gelten soll, wenn Autos von Anfang an nicht der Typzulassung entsprechen, ist nicht nachvollziehbar.
Die für die Gewerbeaufsicht und die Strafverfolgung zuständigen Behörden prüfen, ob sich Verantwortliche beim VW-Konzern strafbar gemacht oder ordnungswidrig verhalten haben und erheben Anklage oder verhängen Bußgelder. Das nützt Besitzern von Skandal-Autos allenfalls indirekt.
Immerhin: Der hochrangige Ex-Manager und Motoren-Entwickler Wolfgang Hatz sowie Audi-Chef Rupert Stadler saßen wegen dringenden Betrugsverdachts in Untersuchungshaft und sind jetzt nur gegen Kaution auf freiem Fuß.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat untersucht, ob die VW-Verantwortlichen die Vorschriften für Aktiengesellschaften eingehalten haben. Sie kam laut Spiegel zu dem Ergebnis, dass VW die Märkte verspätet über den Skandal unterrichtet hat – und hat deshalb Strafanzeige gegen alle Vorstandsmitglieder der Volkswagen AG gestellt.
Auch das hilft Aktionären nur indirekt, kann ihnen aber immerhin Munition für Klagen auf Schadenersatz wegen Verletzung von Anlegerschutzgesetzen liefern.
Unterdessen hatten die EU-Behörden nach einem Bericht des Spiegel bereits vom Jahr 2010 an handfeste und detaillierte Hinweise darauf, dass die für die Zulassung vorgeschriebene Abgasreinigung im Fahrbetrieb zumindest oft nicht funktioniert. Sie gingen diesen Hinweisen offensichtlich nicht nach.
Erst auf Druck von US-Behörden kam der Skandal ans Tageslicht. Auch bei Aufarbeitung des Abgasskandals marschierte die US-Justiz voran. Ein maßgeblich am Abgasskandal beteiligter Ingenieur wurde wegen Betrugs und Verschwörung verurteilt und saß drei Jahre lang in den USA im Gefängnis.
Fragen zum Abgasskandal allgemein
Was geschieht mit den Skandalautos?
Das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg hat für alle Autos mit illegaler Motorsteuerung angeordnet, dass eine neue Motorsteuerung zu entwickeln und in allen Autos zu installieren ist.
Üblicher Ablauf einer solchen Rückrufaktion: Der jeweils betroffene Hersteller erhält von der Behörde die Adressen der aktuellen Besitzer. Sobald die geänderte und nunmehr laut Kraftfahrtbundesamt legale Motorsteuerung fertig ist, schreibt das Unternehmen die Autobesitzer an und bittet sie, zur Installation der neuen Software im Motorsteuergerät in die Werkstätten zu kommen. Das ist selbstverständlich kostenlos.
Die Autohersteller können Autobesitzer nicht zwingen, die legale Motorsteuerung installieren zu lassen. Sie melden allerdings jede Nachrüstung an die Behörde. 18 Monate nach Beginn des jeweiligen Rückrufs schreibt diese alle Fahrzeughalter an, die nicht an der Rückrufaktion teilgenommen haben.
Wer auch dann immer noch keine Werkstatt aufsucht, den meldet die Bundesbehörde an die lokalen Zulassungsstellen. Diese entscheiden dann, ob sie den Wagen zwangsweise stillegen. Hinzu kommt noch: Eine neue Tüv-Plakette bekommen vom Abgasskandal betroffenen Autos ab 18 Monate nach dem Rückruf nur noch, wenn inzwischen die neue Motorsteuerung installiert wurde.
Was tut die Politik im Abgasskandal?
Rund fünf Millionen Diesel-Pkw der Schadstoffklassen Euro 5 oder Euro 6 in Deutschland haben ein Software-Update bekommen. So hatten es die Autohersteller beim „Dieselgipfel“ im August 2017 angeboten.
Betroffen sind überwiegend Fahrzeuge aus dem Volkswagen-Konzern mit seinen Marken VW, Audi und Porsche sowie Dieselmodelle von BMW, Daimler und Opel. In der Zahl sind aber bereits die rund 2,5 Millionen Autos enthalten, die Volkswagen schon auf das Geheiß der Behörden nachgerüstet hat. Ausländische Hersteller beteiligen sich nicht an der Aktion.
Wie finde ich raus, welche Schadstoffklasse mein Wagen hat?
Die Schadstoffklasse, zum Beispiel „Euro 4“, ist in der Zulassungsbescheinigung vermerkt (Feld 14).
Nachrüstung der Skandalautos – die Details
Was genau hat Volkswagen bei der Nachrüstung getan?
Der Volkswagen-Konzern als Hersteller der meisten Skandal-Autos hat einen Großteil der betroffenen Wagen mit einer neuen vom Kraftfahrtbundesamt genehmigten Motorsteuerung nachgerüstet.
Am aufwendigsten war das bei 1,6-Liter-TDI-Motoren. Sie haben zusätzlich zu einem Update der Motorsteuerungs-Software einen sogenannten „Strömungsgleichrichter“ erhalten. Das ist ein Plastikrohr im Ansaugtrakt, das den Luftstrom für die Verbrennung in den Zylindern optimieren soll.
VW hat versprochen, die Nachrüstung werde weder zu Mehrverbrauch noch zu Leistungseinbußen führen und auch nicht die Haltbarkeit der Motoren beeinträchtigen. Eine rechtlich verbindliche Garantie wollte das Unternehmen allerdings nicht übernehmen.
Laut Motor-talk.de wird bei VW-Motoren mit neuer Steuerung der Diesel mit höherem Druck in die Zylinder eingespritzt – und nicht mehr in einem Zug, sondern gestaffelt. Außerdem wird das Ventil für die Abgasrückführung anders gesteuert als bisher. Durch die Rückführung von unbrennbarem Abgas in den sonst nur mit einem Luft-Diesel-Gemisch gefüllten Zylinder sinken Temperatur und Druck im Brennraum. Es entsteht dadurch bei der Verbrennung weniger Stickoxid.
Bei den Autos mit AdBlue erhöhte VW außerdem die Einspritzmenge des Additivs. Nachteil vor allem der geänderten Kraftstoffeinspritzung: Es entsteht mehr Ruß als bisher. Der lagert sich im Partikelfilter ab und muss daher öfter als bisher gezielt mit etwas Extra-Kraftstoff freigebrannt werden. Außerdem schließen und öffnen die Ventile für die Kraftstoffeinspritzung doppelt so oft als bisher und müssen zusätzlich dem erhöhten Kraftstoffdruck standhalten.
Allerdings: Auch die neue Motorsteuerung enthält ein so genanntes „Thermofenster“. Das heißt: Die Abgasreinigung funktioniert nur bei Lufttemperaturen von 10 bis 49 Grad Celsius vollständig. Darüber und darunter wird sie reduziert oder abgeschaltet. Auch bei einer Höhe von über 1000 Metern über dem Meeresspiegel wird sie deaktiviert. Der Europäische Gerichtshof und das Verwaltungsgericht Schleswig haben inzwischen geurteilt: Solche Mechanismen sind illegal.
Wieso Nachrüstung? Hätte es nicht gereicht, wenn die Wagen stets im sauberen Prüfstand-Modus fahren?
Offenbar nicht, denn dann steigt der Verbrauch und die Leistung sinkt. Unseren amerikanischen Kollegen von Consumer Reports ist es – wohl mit Unterstützung von VW-Insidern – gelungen, einen VW Jetta Sports Wagon (Pendant hierzulande: Golf Variant) von 2011 mit EA 189 TDI-Motordauerhaft in den Prüfstand-Modus zu schalten und damit zu fahren Video von Consumers Report.
Ergebnis der Fahrversuche: Der Wagen verbrauchte 5,1 statt bisher 4,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Die Beschleunigung von 0 auf 60 Meilen (rund 97 Kilometer) pro Stunde dauerte 10,5 statt 9,9 Sekunden. Schlimmer noch: Laut VW drohen Motorschäden und Brände. Durch den erhöhten Ausstoß von Ruß und zunehmende Ablagerungen kann das Ventil für die Abgasrückführung verklemmen und dann der Dieselpartikelfilter überhitzen und in Feuer fangen.
Wie verändern sich Schadstoffausstoß und Verbrauch, wenn die Autos nachgerüstet sind?
Die Behörden haben die Nachrüstung aller ursprünglich bekannten Abgasskandal-Autos zugelassen. Sie glauben also, dass die Autos mit der geänderten Motorsteuerung alle Normen einhalten, ohne dass dabei der Kraftstoffverbrauch und damit der Kohlendioxid-Ausstoß steigt.
Der ADAC hat einen Golf 2.0 TDI, einen Polo 1.2 TDI und einen Golf Variant 1.6 TDI jeweils vor und nach der Nachrüstung untersucht. Das Ergebnis: Der Stickoxid-Ausstoß sank um bis zu 56 Prozent. Er lag aber bei fast allen Fahrversuchen oberhalb von 270 Milligramm je Kilometer. Das war laut Bundesregierung die Obergrenze für freie Fahrt in Fahrverbotszonen.
Der Kraftstoffverbrauch stieg je nach Fahrzyklus um bis zu rund 4,5 Prozent bei einer Messgenauigkeit von plus/minus zwei Prozentpunkten. Am besten funktioniert die Nachrüstung offenbar bei dem 1,6-Liter-Motor, der außer der neuen Motorsteuerung auch ein zusätzliches Bauteil im Ansaugtrakt erhalten hat.
Auch unsere italienische Partnerorganisation Altroconsumo hat die Wirkung der VW-Nachrüstung überprüft. Ihre Messergebnisse lassen an der Nachrüstung zweifeln. Der Stickoxid-Ausstoß eines Audi Q5 2.0 TDI lag nach der Nachrüstung sogar höher als vorher.
(Video) Crashkurs Produktverantwortung 1: Haftung des Unternehmers für seine Produkte - ProduzentenhaftungHatten die Stickoxid-Werte im Abgas vor der Nachrüstung noch durchschnittlich gut 10 Prozent über dem Grenzwert gelegen, waren es danach gut 25 Prozent. Der Verbrauch änderte sich indes kaum: Er sank von 7,5 auf 7,4 Liter Diesel je 100 Kilometer.
Audi hatte erstaunt auf diese Messergebnisse reagiert und die Bereitschaft erklärt, sich den untersuchten Audi Q5 gemeinsam mit den italienischen Testern anzusehen und Nachmessungen vorzunehmen. Zu hören war im Anschluss aber leider nichts mehr von Audi.
Verschlechtert sich die Haltbarkeit der Motoren durch die Nachrüstung?
Das ist unklar. „Experten warnen vor Motorschäden“, titelt Spiegel Online unter Berufung auf nicht genannte Mitarbeiter der EU-Kommission. Die wiederum berufen sich auf die Techniker im norditalienischen „Vela“-Abgaslabor, das auf seinem Gebiet zu den führenden Einrichtungen weltweit zählt.
Die Vela-Techniker befürchten, dass das Abgasrückführventil, der Speicherkatalysator, das Harnstoff-Injektionssystem, der sogenannte SCR-Katalysator („selective catalytic reduction“) oder auch der Partikelfilter vorzeitig versagen könnten.
Im VW-Forum des Online-Netzwerks Motor-Talk berichten vor allem Besitzer von nachgerüsteten Skandalautos, die häufig nur kurze Strecken fahren, über Probleme mit der geänderten Motorsteuerung.
Manipulierte Wagen: Tüv, Zulassung, Kfz-Steuer, Halterhaftung
Darf ich Autos mit Manipulationssoftware an Bord noch fahren?
Nach Ansicht des Kraftfahrtbundesamtes dürfen vom Skandal betroffene Autos weiterhin fahren, so lange sie ordnungsgemäß zugelassen sind und eine gültige Prüfplakette auf dem Nummernschild klebt. Die Zulassung bleibt nach Auffassung der Behörden zunächst wirksam, obwohl die tatsächlich gelieferten Autos wegen der Abschaltung der Abgasreinigung der Typgenehmigung nicht entsprachen.
Die Rechtsexperten der Stiftung Warentest halten diese Rechtsauffassung für falsch. Eine nachträgliche Änderung der Motorsteuerung mit Abschaltung der Abgasreinigung führt laut Straßenverkehrszulassungsordnung zum sofortigen Erlöschen der Betriebserlaubnis. Dann kann eigentlich auch die Betriebserlaubnis für ein Auto, das von Anfang an die Abgasreinigung im Fahrbetrieb abschaltet und das deshalb nicht der Typgenehmigung entspricht, nicht wirksam sein.
Nach einem Urteil des Verwaltungsgericht in Schleswig ist auch die von VW nach Bekanntwerden des Abgasskandals neu entwickelte Motorsteuerung rechtswidrig. Es ist aber noch nicht rechtskräftig. Alle Autos dürfen zunächst wie gewohnt weiterfahren. Bestätigen Ober- und Bundesverwaltungsgericht das Urteil, muss das Kraftfahrtbundesamt alle betroffenen Autos und darüberhinaus wohl auch die meisten anderen Autos mit Dieselmotoren bis einschließlich Euro 6c entweder für eine aufwendige Nachrüstung zurückrufen oder sogar stilllegen. Bis dahin werden aber noch Jahre ins Land gehen.
Können die Behörden meinem Auto die Zulassung entziehen?
Ja. So sehen es inzwischen alle Verwaltungsgerichte bis hin zum Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen. Auch der Bundesgerichtshof sieht das offenbar so (Beschluss vom 8. Januar 2019, Aktenzeichen: VIII ZR 225/17). Rechtsgrundlage dafür ist die Fahrzeug-Zulassungs-Verordnung.
Zuständig ist allerdings nicht das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg, sondern die jeweilige lokale Zulassungsstelle. Die informiert das KBA allerdings, wenn Skandalautos nicht innerhalb von 18 Monaten ab Rückruf die neue Motorsteuerung erhalten haben.
Kann ich mich gegen den Entzug der Zulassung und die Stilllegung wehren?
Das kommt darauf an. Für Autos, für die das Kraftfahrtbundesamt über die Typzulassung entschieden und sie später wegen der illegalen Motorsteuerung geändert hat, ist es so gut wie aussichtslos, sich gegen die Verfügungen der Zulassungsstelle zu wehren. Die Verwaltungsgerichte lehnen Anträge darauf, den Vollzug solcher Behördenentscheidungen zu stoppen, geschlossen ab.
Allerdings: Nach Ansicht der Mehrheit der Verwaltungsgerichte deckte die ursprüngliche Typgenehmigung den Betrieb der Skandalautos zunächst. Die Autos hätten die illegalen Mechanismen in der Motorsteuerung von Anfang an gehabt. Gleichwohl habe die Behörde die fraglichen Autotypen genehmigt. Durch die Anordnung der Pflicht, eine neue Motorsteuerung zu entwickeln, habe die Behörde die Typzulassung geändert. Erst diese Änderung der Typzulassung führe dazu, dass Skandalautos illegal werden.Inzwischen hat sich die Auffassung durchgesetzt: Die Skandalautos entsprachen nicht der Typgenehmigung. So sieht es mittlerweise auch Frank Liebhart, Justitiar des Kraftfahrtbundesamts. Gleichwohl erklärte er test.de gegenüber auf Nachfrage: Die Autos durften weiterfahren. Die Behörden mussten sie nicht aus dem Verkehr ziehen. Die test.de-Juristen können das nicht nachvollziehen. Werden Kraftfahrzeuge gegenüber der Typzulassung verändert, erlischt die Zulassung sofort. Ob die Veränderungen vor oder nach der Zulassung vorgenommen werden, kann ihrer Ansicht nach keine Rolle spielen.
Besitzer von Autos, deren Typzulassung nicht das Kraftfahrtbundesamt erteilt und später geändert hat, können sich gegen die Stilllegung wehren. Im VW-Konzern betrifft das vor allem Autos von Skoda. So sah es auch das Schleswig-Holsteinische Verwaltungsgericht in einer Kostenentscheidung (Beschluss vom 13.05.2019, Aktenzeichen: 3 B 39/19), nachdem die Behörde die dort verfügte Stilllegung bereits von sich aus zurückgenommen hatte.
Bekomme ich für ein Skandalauto ohne Nachrüstung neuen Tüv?
Die Prüfplakette für die Hauptuntersuchung bei Tüv, Dekra und ähnlichen Anbietern gibt es nur noch bis höchstens 18 Monate nach Erhalt der Aufforderung zur Nachrüstung des Wagens mit einer neuen Motorsteuerung.
Wer nach Ablauf dieser Frist zur Hauptuntersuchung muss, bekommt danach ohne neue Motorsteuerung keine Plakette mehr. Das fehlende Update wird zwar als erheblicher Mangel gewertet, führt aber nicht zur sofortigen Stilllegung. Betroffene Autobesitzer können das Update also nachholen und bekommen dann eine neue Prüfplakette.
Weitere Details und Hintergründe liefert ein ausführlicher Bericht des Focus zum Thema. Wer die Nachrüstung verweigern will und sein Skandalauto trotzdem jedenfalls vorläufig weiter fahren will, sollte sich rechtzeitig von einem im Zulassungsrecht erfahrenen Rechtsanwalt für Verkehrsrecht beraten lassen.
Muss ich mit Fahrverboten rechnen?
Nur noch selten. Es galten etliche Diesel-Fahrverbote. Die meisten sind aber schon wieder aufgehoben, nachdem der Stickoxidgehalt in der Luft unter den Grenzwert gesunken war. Mehr zum Thema in unseren FAQ Fahrverbote in Innenstädten.
Muss ich Kfz-Steuer nachzahlen, wenn VW für meinen Wagen den Kohlendioxid-Ausstoß zu gering angegeben hat?
Das ist noch unklar. Die Juristen und Steuerexperten der Stiftung Warentest halten das jedoch für wahrscheinlich. Die Höhe der Kfz-Steuer hängt vom Kohlendioxid-Ausstoß ab. Finanzämter sind berechtigt, Steuerbescheide zu korrigieren, wenn sie auf falscher Grundlage ergangen sind. Steuernachzahlungen können auf jeden Fall erst ermittelt werden, wenn der tatsächliche Kohlendioxid-Ausstoß der betroffenen Autos feststeht. VW hat zugesichert: Wenn Steuernachforderungen fällig werden, bezahlt sie der Konzern.
Hafte ich für unzulässig hohen Schadstoffausstoß meines Autos?
Theoretisch ja, praktisch aber wohl kaum. Zwar gilt: Auch Sie als Verbraucher müssen die Emissionsschutzregeln einhalten und handeln rechtswidrig, wenn Sie ein Auto fahren, von dem Sie wissen, dass es die vorgeschriebenen Grenzwerte nicht einhält.
Opfer von Luftverschmutzung müssten aber zumindest nachweisen, dass ihr Auto das Risiko einer Schädigung durch Stickoxid oder Feinstaub relevant erhöht hat. Das dürfte insofern ausgeschlossen sein, als es noch Millionen von Motoren ohne jegliche Abgasreinigung gibt – dazu kommen Kaminöfen, Ölheizungen und andere Formen von legaler Umweltverschmutzung, die das Risiko weit stärker steigern als die manipulierten Dieselautos aus dem VW-Konzern.
Die Rechte von VW-Aktionären
Habe ich als VW-Aktionär Anspruch auf Schadenersatz wegen Kursverlusten?
Für sicher halten es die Rechtsexperten der Stiftung Warentest, dass Aktionäre Schadenersatz für die nach Bekanntwerden des Skandals entstandenen Kursverluste verlangen können, wenn sie ihre Anteile ab Frühjahr 2015 erworben haben. Spätestens seit diesem Zeitpunkt weiß VW, dass die US-Behörden den Hersteller im Verdacht haben, bei der Abgasreinigung von Autos mit bestimmten Dieselmotoren illegal zu tricksen.
Aktiengesellschaften sind verpflichtet, ihre Anteilseigner unverzüglich über kursrelevante Ereignisse zu informieren. VW hatte die Vorgänge jedoch erst Monate später publik gemacht. Auch die Entscheidung, überhaupt Software einzusetzen, die die Abgasreinigung im Fahrbetrieb verringert oder gar abschaltet, dürfte dazu führen, dass Aktionären Schadenersatz zusteht. Möglicherweise haften einzelne VW-Verantwortliche zusätzlich persönlich.
Beachten Sie: Für Aktionärsklagen müssen Rechtsschutzversicherer nicht immer zahlen. Insbesondere bei erst in den letzten Jahren abgeschlossenen Verträgen sind solche Rechtsstreitigkeiten oft ausgeschlossen. test.de führt und aktualisiert eine Liste mit verbraucherfreundlichen Urteilen rund um den Abgasskandal.
Gibt es ein Musterverfahren, in das ich mich als Anleger einklinken kann?
Ja, aber die Frist ist längst abgelaufen. Beim Landgericht Braunschweig sind rund 1540 Schadensersatzklagen gegen VW mit einem Streitwert von rund 8,8 Milliarden Euro eingegangen, die meisten davon von Privatanlegern.
Doch auch der Bayerischen Pensionsfonds (Streitwert: 700000 Euro), das Sondervermögen „Versorgungsrücklage des Landes Hessen“, der Versorgungsfonds des Landes Baden-Württemberg (Streitwert: 1,1 Millionen Euro) und die Vereinigten Staaten von Amerika (wegen der Verluste von Pensionsfonds mit VW-Aktien liegt der Streitwert im dreistelligen Millionenbereich) haben VW verklagt.
Die meisten Klageverfahren von kleinen und mittleren Anlegern hat das Landgericht Braunschweig ausgesetzt. Das Oberlandesgericht Braunschweig hat die Deka Investment GmbH aus Frankfurt am Main als Musterkläger bestimmt. In deren Verfahren sollen alle wesentlichen Rechtsfragen geklärt werden. Die übrigen Kläger brauchen einstweilen nichts zu unternehmen. Ihre Verfahren gehen weiter, wenn das Musterverfahren geklärt ist.
Was muss ich als VW-Aktionär beachten, wenn ich Schadenersatz fordern will?
Wenn Sie noch nichts unternommen haben, sind Ihre Rechte inzwischen verjährt.
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FAQs
Abgasskandal: Hersteller haften auch ohne Vorsatz? ›
Bisher gilt laut Bundesgerichtshof: Autohersteller haften nur auf Schadenersatz, sofern sich die Führung des Unternehmens durch die illegalen Tricks in der Motorsteuerung bewusst Wettbewerbsvorteile verschafft hat, so dass das als vorsätzliche und sittenwidrige Schädigung der Käufer solcher Autos erscheint.
Wie hoch ist der Schadensersatz bei Dieselskandal? ›Nach Ansicht der meisten Gerichte ist eine Entschädigung für die mit dem Wagen gefahrenen Kilometer zu zahlen. Diese berechnet sich nach der folgenden Formel: Gefahrene Kilometer / gewöhnliche Gesamtlaufleistung (im Mittel 250.000 km, bei kleineren Fahrzeugen etwa 200.000 km, bei großen 300.000 km) * Kaufpreis.
Wer ist vom Abgasskandal betroffen? ›- VW Amarok.
- VW Beetle (2011-2014)
- VW Caddy (2005-2014)
- VW Crafter.
- VW Eos.
- VW Golf.
- VW Golf VI.
- VW Golf VII.
Schadensersatz können ale Dieselfahrer fordern, deren Fahrzeug über eine unzulässige Abschalteinrichtung verfügt (das gilt sowohl für Neu- als auch für Gebrauchtwagen). Das heißt, ein Anspruch auf Entschädigung kommt in Frage für Fahrer von betroffenen Dieseln von VW, Audi, Porsche, Seat, Skoda, Mercedes, BMW und Opel.
Wann verjährt Abgasskandal? ›Im VW-Dieselskandal ist die Verjährung von Ansprüchen von verschiedenen Faktoren abhängig. Sie liegt bei drei bis zehn Jahren. Wann im Dieselskandal von VW Ansprüche verjähren, ist vom jeweiligen Motormodell abhängig. Über die Verjährung beim VW-Motor EA288 hat der Bundesgerichtshof noch nicht abschließend entschieden.
Wie hoch darf man Schadensersatz verlangen? ›Die Höhe des Schadensersatzes errechnet sich hier aus der Differenz zwischen dem Vermögen, wie es ohne den eingetretenen Schaden anzunehmen wäre und dem Vermögen nach Eintritt des Schadens. Die konkrete Schadensberechnung wird angewendet, wenn sich der Schaden in Zahlen konkret benennen lässt.
Was kann man als Schadensersatz verlangen? ›Schäden, für die du Schadensersatz bekommst oder leisten musst, sind zum Beispiel Personenschäden (z.B. Körperverletzung, psychische Beeinträchtigung). Aber auch Sachschäden (z.B. Sachbeschädigung, Totalschaden nach Unfall) und Vermögensschäden (z.B. Verdienst- und Nutzungsausfall).
Was passiert wenn mein Auto vom Abgasskandal betroffen ist? ›Ob das eigene Fahrzeug betroffen ist, kann man auf den Internetseiten der Hersteller durch Eingabe der Fahrgestellnummer abfragen. Lediglich der Hersteller und das KBA verfügen über die notwendigen Informationen zur Einschätzung, ob und in welchen Fahrzeugen eine unzulässige Abschalteinrichtung bzw.
Wie lange dauert eine Diesel Klage? ›Im Schnitt dauert es im Dieselskandal rund neun Monate von der Übermittlung der Klageschrift bis zu einem Urteil durch ein deutsches Gericht, wobei sich die Prozessdauer deutschlandweit von Gericht zu Gericht unterscheidet.
Warum nur BMW kein Problem mit Diesel? ›Warum nur BMW kein Diesel-Problem hat. Alle deutschen Autobauer werden laut Verkehrsminister Dobrindt zum einem Rückruf gezwungen - nur BMW ist nicht dabei. Dafür gibt es zwei Gründe. Der Autokonzern BMW hat bei den Abgas-Messungen des Kraftfahrt-Bundesamtes besser als alle seine Konkurrenten abgeschnitten.
Sind Euro 6 Diesel vom Abgasskandal betroffen? ›
Dem Südwestrundfunk (SWR) liegen laut eigener Angaben Dokumente vor, die beweisen, dass auch in den neuesten Dieselmotoren der Euro-Norm 6 eine illegale Abschalteinrichtung verbaut wurde. Ein Paukenschlag und das nächste Kapitel im Abgasskandal.
Wann entscheidet EuGH im Dieselskandal? ›Das Urteil ist nach siebeneinhalb Jahren Diesel-Abgasskandal für die Verbraucher ein klarer Sieg. Das Urteil hat Vorbildcharakter für die laufenden und kommenden Diesel-Verfahren. Am 8. Mai 2023 wird der Bundesgerichtshof darüber verhandeln, wie er das EuGH-Urteil bewerten wird.
Kann ich jetzt noch Schadensersatz von VW verlangen? ›Das Problem: Gegen die Autohändler dürften die Forderungen in vielen Fällen seit 2017 verjährt sein. Nacherfüllung, Minderung, Schadensersatz und Rücktritt vom Vertrag gehen seit spätestens Ende 2017 in den meisten Fällen nicht mehr. Im Mai 2020 hat der Bundesgerichtshof außerdem Volkswagen als Hersteller verurteilt.
Wann hat der Abgasskandal begonnen? ›Der Abgasskandal, auch als Dieselgate bekannt, betrifft inzwischen über 12 Millionen Fahrzeuge von mehreren Herstellern. Begonnen hat alles im September 2015 mit dem VW Abgasskandal. Betroffen waren dabei auch Modelle von Seat und Skoda, sowie Audi.
Wer hat Anspruch auf Entschädigung Diesel VW? ›Fahrzeuge aus dem VW-Konzern: EA189-Motor
Bei Fahrzeugen aus dem VW-Konzern, die mit einem EA189-Motor ausgestattet sind und sich noch in Erstbesitz befinden, besteht unter Umständen ein Anspruch auf Restschadensersatz. Dieser kann bis zu zehn Jahre ab Kauf geltend gemacht werden.
In der Regel besteht im Abgasskandal ein Schadensersatzanspruch wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung gemäß § 826 BGB. Bei diesem Anspruch gilt die kenntnisabhängige dreijährige Verjährungsfrist. Entscheidend ist also, wann der geschädigte Käufer tatsächlich Kenntnis von seinem Anspruch erlangt hat.
Wie prüft man Schadensersatzansprüche? ›Bei der Prüfung eines Schadensersatzanspruchs ist zu beachten, dass das Vertretenmüssen vermutet wird, also eine Beweislastumkehr erfolgt. Dies ist an der Negativformulierung des § 280 I 2 BGB zu erkennen. Somit muss der Schädiger beweisen, dass kein Vertretenmüssen vorliegt.
Wie prüft man Schadensersatz statt der Leistung? ›Der Schadensersatz „neben der Leistung“ kann immer „neben“ der Erfüllung des Primäranspruches verlangt werden. Der Schadensersatz „statt der Leistung“ kann immer nur „statt“ der Erfüllung des Primäranspruches geltend gemacht werden, wie sich aus der Klarstellung in § 281 Abs. 4 ergibt.
Wie viel Schadensersatz bei Vertragsbruch? ›Schadensersatz unangemessen hoch
In vielen Wirtschaftszweigen kennt man solche Regelungen, wobei der Schadensersatz normalerweise 15 bis 30 Prozent des Vertragswertes beträgt, so dass eine Stornoregelung als angemessen bezeichnet werden kann.
Opfer von Gewalttaten können zum Beispiel Entschädigungen nach dem Opferentschädigungsgesetz erhalten. Wie im Fall Gäfgen kann auch eine schwere Verletzung der Menschenwürde Grund für eine Entschädigungszahlung sein. SCHADENSERSATZ: Damit wird ein materieller Schaden ausgeglichen.
Wie muss Schadensersatz geleistet werden? ›
Schadensersatz, zum Teil auch als Schadenersatz bezeichnet, ist regelmäßig in finanzieller Form zu leisten, wenn jemand geschädigt wird, indem seine Rechte vorwerfbar, vorsätzlich oder fahrlässig verletzt werden. Die schuldhafte Handlung muss kausal, also ursächlich, für den entstandenen Nachteil sein.
Wer zahlt Schmerzensgeld wenn der Täter nicht zahlen kann? ›Schmerzensgeld kann in solchen Fällen nicht über die gesetzliche Unfallversicherung abgegolten werden, sondern es kann allenfalls durch denjenigen bzw. Dessen Versicherung gezahlt werden, der die Verletzung vorsätzlich verschuldet hat.
In welchen Modellen ist der Motor EA288 verbaut? ›- VW. Beetle CC Crafter Golf Passat Scirocco Sharan T6 T6.1 Tiguan Touran.
- Audi. A1 A3 A4 A5 A6 Q2 Q3 Q5 TT.
- Seat. Alhambra Ateca Leon Toledo.
- Skoda. Fabia Karoq Kodiaq Octavia Rapid Superb.
Der EA189-Motor wurde von Volkswagen zwischen 2007 und 2015 in sehr vielen Modellen der Marken VW, Audi, Seat und Skoda verbaut. Indirekt ist er auch in einigen Wohnmobilen gelandet.
Sind alle EA189 Motoren betroffen? ›Verbaut wurde der EA189 seit 2007 in den VW-Modellen Jetta, Golf, Beetle, Tiguan und Passat. Bei Audi haben fast alle 1.2, 1.6 und 2.0 TDI-Motoren mit Common-Rail-Technik und Euro5-Einstufung den EA 189 an Bord. Auch Fahrzeuge der Marke Skoda und Seat mit Dieselantrieb sind betroffen.
Welche Rechtsschutz brauche ich für Dieselskandal? ›Grundsätzlich muss die Rechtsschutzversicherung bei einer Klage im Abgasskandal nur zahlen, wenn sie Streitigkeiten rund um den Autokauf abdeckt. Das ist in der Regel bei einer Verkehrsrechtsschutzversicherung gegeben.
Wie lange Diesel noch erlaubt? ›In der EU dürfen ab 2035 keine neuen, mit fossilem Diesel oder Benzin betankten Pkw mehr neu zugelassen werden. Eine Ausnahme vom Verbrenner-Verbot soll es für E-Fuels geben.
Was passiert wenn ein Diesel zu lange steht? ›Diesel ist auch bei luftdichter Lagerung nur maximal 6 Monate haltbar. Bakterien aus dem enthaltenen Biodiesel-Anteil zersetzen mit der Zeit den Kohlenstoff im Diesel und bilden eine Art Schlamm, der im Tank für Korrosion sorgen und das Kraftstoffsystem des Motors verstopfen kann.
Wer baut die Dieselmotoren für BMW? ›Zudem ist das Werk Steyr seit 40 Jahren das Dieselmotoren-Kompetenzzentrum der BMW Group und forscht seit jeher an immer leistungsstärkeren und effizienteren Antrieben. Seit diesem Jahr läuft hier die neueste Dieselmotoren-Generation der BMW Group vom Band, die auch vollständig in Steyr entwickelt wurde.
Welcher BMW macht am meisten Probleme? ›Betroffen sind vor allem die leistungsstarken Fahrzeuge der BMW-Performance-Reihe M mit der Bezeichnung S 85. In diesen Autos kann es durch anhaltend hohe Belastungen schon bei Laufleistungen von unter 100.000 Kilometern zu Lagerschäden kommen, die schlimmstenfalls in einem Totalschaden des Aggregats resultieren.
Wie lange hält BMW Motor Diesel? ›
"Und bei unseren Vierzylinder-Dieselmodellen sind Laufleistungen von mehr als 300.000 km möglich."
Ist Diesel 6d überall erlaubt? ›Derzeit gibt es in Deutschland kein Fahrverbot für Diesel-6-Fahrzeuge, da diese in Bezug auf den Schadstoffausstoß der Abgasnorm entsprechen. Für welche Diesel kann ein Fahrverbot gelten? Ein Fahrverbot gilt derzeit nur für Dieselfahrzeuge, die der Euro-5-, Euro-4-, Euro-3-, Euro-2- oder Euro-1-Norm entsprechen.
Wie erkenne ich ob ein EA189 TDI Motor verbaut ist? ›Auffällig sind, laut Volkswagen, Fahrzeuge mit Motoren vom Typ EA 189. „Die Motornummer steht eingeschlagen im Motorblock“, erklärt eine Mitarbeiterin vom Autohaus Volkswagen Automobile Frankfurt.
Was kostet Diesel umrüsten auf Euro-6? ›Diesel Euro 6 nachrüsten: Das sind die Einbau-Kosten!
1500 bis 2000 Euro stehen für solch eine Umrüstung im Raum, die laut Baumot (ehemals Twintec) etwa einen halben Tag in einer AU-berechtigten Fachwerkstatt benötigt. Andere Anbieter sehen die Kosten je nach Modell und Aufwand bei bis zu 5000 Euro.
Die Terminsgebühr Nr. 4132 Verteidiger beträgt 120,00 – 560,00 €, die Mittelgebühr 340,00 € je Verhandlungstag. Die Gebühren entstehen, wenn sich der Auftraggeber nicht auf freiem Fuß befindet, jeweils mit Haftzuschlag gem. Vorbem.
Kann man direkt vor dem EuGH klagen? ›Jede Bürgerin und jeder Bürger kann sich also an den EuGH wenden. Dies ist besonders für sogenannte Vorabentscheidungen relevant. Die Kläger können vor den nationalen Gerichten darum bitten, dem EuGH eine Rechtsfrage zur Auslegung und Anwendung eines EU -Gesetzes vorzulegen.
Wann muss ein Gericht dem EuGH vorlegen? ›Eine zulässige Vorlagefrage muss dem EuGH gem. Art. 267 Abs. 3 AEUV von einem nationalen Gericht vorgelegt werden, wenn sie in einem schwebenden Verfahren aufgeworfen wird und die Entscheidungen des nationalen Gerichts selbst nicht mehr mit Rechtsmitteln des innerstaatlichen Rechts angefochten werden kann.
Wie viel Schadensersatz muss VW zahlen? ›Kaufpreis | bei 50.000 gefahrenen km | bei 100.000 gefahrenen km |
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45.000 € | 37.500 € | 30.000 € |
50.000 € | 41.667 € | 33.333 € |
55.000 € | 45.833 € | 36.667 € |
60.000 € | 50.000 € | 40.000 € |
VW-Dieselfahrer erhalten im Abgasskandal Entschädigung für den Wertverlust ihrer Fahrzeuge. Der Autokonzern zahlt insgesamt 620 Millionen Euro. Der Vergleich war im Rahmen einer Musterklage erzielt worden und wurde jetzt angenommen.
Welche Baujahre sind vom Dieselskandal betroffen? ›- VW Amarok.
- VW Beetle (2011-2014)
- VW Caddy (2005-2014)
- VW Crafter.
- VW Eos.
- VW Golf.
- VW Golf VI.
- VW Golf VII.
Wie viel hat der Abgasskandal gekostet? ›
Bis heute hat der Diesel-Skandal den VW Konzern 32 Milliarden Euro gekostet. Diese Summe wird auch die hohe Schadenersatzforderung gegenüber Winterkorn nicht ausgleichen können.
Wie kam es zum Abgasskandal? ›Zum VW-Abgas-Skandal, von dem weltweit rund elf Millionen Diesel-Fahrzeuge betroffen sind, kam es, weil der Autobauer eine sogenannte Abschalteinrichtung – im Englischen “Defeat Device” genannt – in seine Autos einbauen ließ. Hierbei handelt es sich um eine Software, welche das Abgas-Kontrollsystem steuert.
Welche VW Diesel werden entschädigt? ›Fahrzeuge mit einem Diesel-Motor der Baureihen EA189, EA288, EA896, EA897 und EA898 sind vom VW Abgasskandal betroffen. Verbaut wurden diese Motoren bei den Marken des Volkswagen-Konzerns Audi, Porsche, Seat und Skoda und VW. Selbst der Benzinmotor EA888 steht unter Verdacht, illegal manipuliert worden zu sein.
Wer hat den Abgasskandal aufgedeckt? ›Der Aufdecker der Abgas-Manipulation. Eine wesentliche Rolle beim Aufdecken der Tricksereien von VW hat Axel Friedrich. Er leitete das Verkehrs-Ressort des Umweltbundesamtes.
Welche VW-Kunden bekommen Entschädigung? ›Mit dieser Entschädigung können VW-Kunden rechnen: Modelle von 2012 bis 2016. Die Kunden, die ein Angebot bekommen, müssen sich bis zum 20. April 2020 entscheiden, ob sie dies annehmen oder in Einzelklagen weiter für mehr Geld streiten.
Was tun damit Forderung nicht verjährt? ›- Über den Anspruch verhandeln. So lange Sie mit Ihrem Kunden über den Anspruch verhandeln, gilt die Verjährung nach Paragraf 203 BGB als gehemmt und kann frühestens drei Monate nach Ende der Verhandlungen eintreten. ...
- Mahnbescheid beantragen. ...
- Klage einreichen.
In § 194 ff. BGB ist die Verjährung von Zahlungsansprüchen des täglichen Geschäftsverkehrs geregelt. Die Verjährungsfristen für Rechnungen betragen demnach 3 Jahre und beziehen sich auf den Schluss eines Kalenderjahres. Das heißt, dass mit Ablauf des 31.12.2022 Rechnungen aus dem Jahr 2019 verjähren.
Wann verjährt eine Forderung nicht? ›Gemäß § 199 Abs. 1 BGB beginnt die dreijährige Verjährungsfrist mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist. Wenn beispielsweise eine Forderung aus einem Kaufvertrag am 16.5.2018 entstanden ist, beginnt die Verjährung am 31.12.2018. Bis zum 31.12.2021 ist die Forderung nicht verjährt.
Wie viel Prozent Schadensersatz? ›30 Prozent des Schadens selbst, die übrigen 70 Prozent trägt der Schädiger. Auch eine vollständige Schuld des Geschädigten ist möglich. Dementsprechend kann sich der Anspruch auf Schadenersatz auf null reduzieren. Vor allem bei Verkehrsunfällen wird eine Haftungsquote gebildet.
Wie hoch ist die nutzungsentschädigung VW? ›Lebensdauer des Wagens wurde auf 250.000 km festgelegt. Die Nutzungsentschädigung beläuft sich somit auf 800 Euro, wenn die Käuferin sich dazu entscheidet, nach zwei Jahren das Fahrzeug zurückzugeben und den Kaufpreis dafür zu verlangen.
Wann liegt ein echter Schadensersatz vor? ›
3 "Echter" Schadensersatz
Ein "echter", nicht steuerbarer Schadensersatz liegt nur vor, wenn kein Leistungsaustausch zwischen dem Schädiger und dem Geschädigten erkennbar ist (z. B. Vertrags- bzw. Konventionalstrafe, gerichtliche Mahnkosten, sonstige Mahngebühren, Verzugszinsen).
Der Schadensersatz „neben der Leistung“ kann immer „neben“ der Erfüllung des Primäranspruches verlangt werden. Der Schadensersatz „statt der Leistung“ kann immer nur „statt“ der Erfüllung des Primäranspruches geltend gemacht werden, wie sich aus der Klarstellung in § 281 Abs. 4 ergibt.
Kann ich noch Schadenersatz von VW verlangen? ›Diese Rechte haben VW-Kunden auch im Jahr 2020 noch
In der Regel haben Sie keine Ansprüche mehr: Käufer eines Neufahrzeugs können ab Übergabe des Fahrzeugs nur zwei Jahre lang die gesetzlich geltende Gewährleistung geltend machen. Bei Gebrauchtfahrzeugen ist diese Frist meist auf ein Jahr reduziert.
Am 10. Februar 2022 hat das oberste Gerichte jedoch für Ende 2019 die Verjährung im VW-Skandal terminiert. Wenn jedoch nach drei Jahren die Verjährung eintritt, gibt es trotzdem Ansprüche – und zwar auf den sogenannten Restschadensersatz. Der BGH hat die Ansprüche mit Urteil vom 21. Februar 2022 für Neuwagen bestätigt.
Wann muss keine Nutzungsentschädigung gezahlt werden? ›Bei aufgedrängter Alleinnutzung und schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen des in der Wohnung verbliebenen Ehegatten kann deshalb ein Anspruch auf Nutzungsentschädigung bis zur Scheidung der Ehe, zumindest aber bis zum Ablauf des Trennungsjahres ausgeschlossen sein (BGH FamRZ 86, 436; OLG Hamm FamRZ 96, 1476; OLG ...
Kann Nutzungsentschädigung rückwirkend geltend gemacht werden? ›Die Nutzungsentschädigung rückwirkend geltend machen – geht das? Die Ausgleichszahlung kann auch rückwirkend geltend gemacht werden. Dafür ist es jedoch wichtig, dass der Antragsstellende bereits im Vorhinein ein Zahlungsverlangen deutlich gemacht hat.
Wie berechne ich Nutzungsentschädigung? ›Bruttokaufpreis x Anzahl gefahrener Kilometer : zu erwartende Gesamtlaufleistung. Beispiel: Hat ein Fahrzeug 50.000 Euro gekostet und wurden mit diesem Fahrzeug 1.000 km bei einer zu erwartenden Gesamtlaufleistung von 250.000 km gefahren, beträgt der Nutzungsersatz also 50.000 Euro x 1000 km : 250.000 km = 200 Euro.